Rheinische Post
Angespanntes Sitzen vor dem PC ist vorbei, das Zwei-Finger-Such-System gehört der schreibenden Vergangenheit an: Aber nur, wenn man einen Tipp-Kursus mit Monika Pezus-Stampe besucht hat…
Von ANKE KRONEMEYER
DORMAGEN. A-S-D-F und dann J-K-L-Ö. Wer einmal einen Schreibmaschinenkursus besucht hat, kennt diese Buchstabenkombinationen im Schlaf. Der kleine Finger der linken Hand tippt das A, der Zeigefinger das F. Mit der rechten Hand und dem kleinen Finger erreicht man locker das Ö, der Zeigefinger ruht auf dem J. Dabei sind die Augen natürlich auf den Bildschirm gerichtet – wie man das so macht beim „Blindschreiben“. Die Kette mit den zwei mal vier Buchstaben ist es auch, die Monika Pezus-Stampe groß und fett an die Wand geschrieben hat. Vor ihr sitzen aber keine zukünftigen Bürohilfen, sondern Ärzte. Genau: Auch sie wollen lernen, die PC-Tastatur blind zu beherrschen. in Dormagen hatte sich jetzt eine Gruppe von Ärzten zu einem Kursus geschlossen angemeldet. Die zweite Gruppe, die Pezus-Stampe an diesem Tag unterrichtete, waren Jugendliche. „Die hatten gerade richtig Spaß“, erzählt die Lehrerin. Genau darum geht es ihr nämlich: dass all ihre Schreib-Schüler Spaß haben. Darum hat sie den Kursus auch „fun-writing“ (Spaß-Schreiben) genannt.
Vier Monate Unterricht
Jedes treffen dauert 90 Minuten, insgesamt geht der Unterricht über 4 Monate. Monika Pezus-Stampe hat in einer Personalberatung gearbeitet, ihre 12- und 15-jährigen Kinder groß gezogen und sich vor knapp zwei Jahren als „fun-writerin“ selbstständig gemacht. Durch ihr ehrenamtliches Engagement im Förderverein einer Schule war sie zu diesem Thema gekommen, weil sie ein Schreib-Defizit bei Jungen und Mädchen festgestellt hatte. Sie glaubt, mit dem blind schreiben auch körperliche Probleme bei Teilnehmern lösen zu können. „Viele sitzen doch völlig verspannt vor dem PC, wenn sie mit ihrem Zwei-Finger-Suchsystem komplizierte Texte schreiben müssen.“ Ihre Version dagegen würde den Körper entspannen. Zumal man sich ausschließlich auf das Texten konzentrieren kann. Obwohl: Ganz so einfach sei es natürlich nicht, das Schreiben neu zu lernen. Vor allem, sich das Tastatur-System einzuverleiben. „In der ersten Stunde müssen die Teilnehmer die zweimal vier Buchstaben regelrecht schreien“, erzählt die resolute Trainerin aus ihrem Unterricht. Aber wenn die Serie erst mal im Gehirn abgespeichert sei, ginge der Rest relativ flott. Selbst die beiden Buchstaben G und H seien schnell dazugelernt. Und auch die Großschreibtaste mit dem kleinen Finger zu erreichen, sei irgendwann kein Problem mehr. Pezus-Stampe macht mit ihren Schülern kleine Spiele, verbindet ihnen die Augen, lässt Musik spielen, macht Entspannungsübungen, lässt nach Farben lernen, veranstaltet kleine Wettbewerbe – immer so, dass der Spaß beim Schreiben nicht zu kurz kommt. Denn geschrieben wird dabei immer. Heidi las es. Silke las es. Ida gefiel die Idee. Adele ist ledig. Die Eisheilige. Und immer wieder: asdf, jklö.
Auch mit Crash-Kursen
Am Ende steht für Pezus-Stampe fest: „Das sichere Blind-Schreiben ist wie Fahrradfahren oder Schwimmen: Das verlernen die Teilnehmer nie wieder.“ Für Manager, die das schnelle Blindschreiben ebenso schnell lernen wollen, bietet sie auch Crash-Kurse an.